Aktuelles aus Tansania 2021

Bericht von Herrn Binder am Njombetag


Ich will mich kurz fassen und dabei auf 3 Punkte eingehen:
-    Den aufregenden Regierungswechsel
-    Die umstrittene Corona-Politik
-    Und natürlich unsere Partnergemeinde

Wie ich im Frühjahr hier schon berichtet habe: Der bisherige Regierungs-Chef Präsident Magufuli ist im Frühjahr überraschend verstorben.
Magufuli wurde erst im Herbst letzten Jahres mit großer Mehrheit wieder gewählt. Er war bei den Menschen sehr beliebt:
- Er hat mit starkem Besen viele Missstände und Korruption beseitigt,
- er hat mit Elan die Wirtschaft angekurbelt  und
- er hat dem Land wieder mehr Selbstbewusstsein gebracht.
Unter seiner Amtszeit hat Tansania den Sprung aus der Gruppe der ärmsten Länder der Erde geschafft. Dieser wirtschaftliche Aufschwung ist im ganzen Land spürbar.
Uns dagegen bereitete seine Regierungsführung Sorge. Er entwickelte sich immer mehr zu einem Diktator. Presse- und Meinungsfreiheit wurden Stück für Stück eingeschränkt. Man konnte nicht mehr frei über die Situation im Land reden.
Wie wird es nach seinem Tod weitergehen? Wer wird das Machtvakuum füllen?
Rückblickend kann man sagen: Der Wechsel verlief typisch tansanisch – friedlich und verfassungsgemäß.
Die bisherige Vizepräsidentin Frau Samia Suluhu Hassan übernahm wie in der Verfassung vorgesehen sein Amt und wird es bis zum Ende der Legislaturperiode fortführen.

Das finde ich sehr beachtlich.
- In Tansania steht nun eine Frau an der Spitze des Landes und damit auch des Militärs. In Afrika ist Tansania damit ein Vorbild.
- Sie ist Muslima. Das ist in Tansania kein Problem. Vielmehr ist es sogar üblich, dass das Amt des Präsidenten abwechselnd mit einem Christen und einem Moslem besetzt wird.

Spannend ist die Frage, welche Politik sie gehen wird.
Natürlich ist sie politisch an das Parteiprogramm gebunden. Zudem war ihr Vorgänger sehr beliebt. Da kann man nicht alles auf den Kopf stellen.
Doch schon ihr Stil ist ein anderer. Frau Hassan regiert versöhnlich. Während man Magufuli den Titel „Bulldozer“ gab, wird Frau Hassan nun Mama Samia genannt – wobei ‚Mama‘ in Tansania als Ehrentitel gilt.
Zugleich kommt in kleinen Schritten eine neue Politik. Internationalen Konzerne wird wieder mehr Verlässlichkeit zugesichert, die Kontakte zu den Nachbarländern werden wieder intensiviert und – das Wichtigste – es wird wieder Meinungsfreiheit zugelassen.

Auch der Umgang mit Corona ändert sich.
Wundersamerweise ist Tansania gut durch die erste Welle der Krankheit gekommen. Erst heuer im Frühjahr hörten wir erstmals von vermehrt Lungenkranken in den Krankenhäusern und von Todesfällen.
Magufuli wollte die Probleme ignorieren. Man durfte nicht offen über Corona reden, Masken waren verpönt, der Import von Impfstoff verboten. Empfohlen wurden vielmehr Kräutertees zur Stärkung des Immunsystems. Die Kirchen waren alarmiert und übten vorsichtig Kritik.
Unter Mama Samia kam nun in kleinen Schritten eine komplette Umkehr der Politik. Sie berief zunächst ein Expertengremium ein, das offen Rat geben durfte. Dem folgt nun die Regierung:
-    Es darf wieder über Corona offen gesprochen werden.
-    Nun gibt es Maskenpflicht in der Metropole Daressalam.
-    Man kooperiert mit der WHO
-    Und – wohl das wichtigste – Tansania will impfen.

Aber man muss auch realistisch sehen: Tansania hat wie viele andere ärmere Länder nicht das Geld, um sich den Impfstoff auf dem freien Markt zu kaufen.  Deshalb wurde von der Weltgemeinschaft COVAX gegründet. COVAX solle eine faire Verteilung des Impfstoffes sichern. Aber das was die reichen Länder geben, reicht kaum aus. Klar, wir in der EU wollen zunächst bei uns impfen. Ärzte ohne Grenzen beklagt, dass in vielen Ländern noch nicht einmal das Gesundheitspersonal gegen Covid-19 geimpft werden kann, geschweige denn die Risikogruppen.
Immerhin: USA und EU fördern ein Projekt zur Herstellung von Impfstoff in Afrika selbst. Das könnte ein guter Weg sein.
Denn inzwischen haben wir gelernt: Wenn Corona nicht auf der ganzen Welt besiegt werden kann, wird dies ein Problem für alle bleiben.

Damit komme ich zum 3. Punkt – Aktuelles aus unserer Partnergemeinde
Hier gibt es nicht viel Neues zu berichten. Dank einem Youtube-Kanal, der fast täglich die Predigt der Morgenandacht ins Netz stellt, klicke ich mich immer wieder hinein in die Gottesdienste dort. Am Sonntag vor 2 Wochen war sogar der ehemalige Bischof zu Gast. Drei Fotos daraus finden sie auf der Pinnwand, und einen Mitschnitt von der Musik aus diesem Gottesdienst hören Sie hier!
Noch eindrucksvoller ist es wenn man sieht, wie sich die Gottesdienstbesucher dort zur Musik bewegen. Ich habe dazu ein Video mit Bild auf der HomePage von Philippus bereit gestellt.

Die Gemeinde baut weiter an den großen Gäste- und Bürohaus. Voller Gottvertrauen und mit vielen Spenden der Christen dort wird Stück für Stück fertig gestellt. Unsere Hilfe hat mit geholfen, den Beton für die letzte nötige Decke zu kaufen.
Veränderungen gibt es im Dekanat unserer Partnergemeinde. Im Frühjahr wurden tournusgemäß die Dekane neu gewählt. Der neue Dekan ist Pfarrer Mhema. Den kennen Sie! Er war zusammen mit seiner Frau unser Gast im Frühjahr vorletzten Jahres und beim Njombetag vor 3 Jahren. Zu dieser Zeit war Mhema als Mitarbeiter in Mission EineWelt nahe bei Würzburg tätig. 2019 kehrten sie zurück nach Tansania, bei meiner Reise wurden wir in ihrem Haus freundlich empfangen, und nun ist er Dekan. Eine große Aufgabe ruht nun auf ihm: Das Dekanat Njombe ist überdurchschnittlich groß, und hat  mit dem Bau einer  große Internatsschule ein Riesenprojekt am Laufen. Wir wünschen ihm ein gutes Gelingen!